Die Geschichte Formenteras

Über 1200 Bilder der “jetzt Zeit” das schreit doch gerade nach der Verpflichtung auch mal die Geschichte Formenteras darzustellen.
 

Laut der archäologischen Reste, die man bis heute fand, sind die ersten Bewohner Formenteras auf 2000 Jahre vor Christus, genau genommen 1800 vor Christus, zurückzuführen.

Es scheint, dass damals schon eine beständige Bevölkerung existierte. Als wichtigsten Beweis dieser Bewohner gilt das Megalithenmonument Ca Na Costa, eine alte Grabstätte, einzig auf den Pitiusen. Es ist sehr gut erhalten und kurz vor Es Pujols zu besichtigen.

Ebenfalls sind sowohl wichtige Keramikfunde aus Höhlen zu erwähnen, als auch Bronzeäxte, welche im archäologischen Museum auf Ibiza ausgestellt sind.

Am Cap de Berberia sind die Reste einer befestigten Ortschaft, welche den Anschein einer megalitischen Grabstätte, wie der von Ca Na Costa, haben. All diese Reste beweisen die Stabilität und gute Organisation dieser menschlichen Ortschaften.

Bereits 2000 vor Christus gab es eine defensive militärische Organisation, wie es die Befestigung am Cap beweist, zusammen mit dem nahegelegenen Turm derselben Epoche, welche ihr abwehrendes Ziel zeigt, durch die Lage am extremsten Punkt der Insel mit Blick auf die Küste.

Auch ist es möglich, dass sie schon mathematische und astronomische Kenntnisse hatten, wenn man einmal die Charakteristika, Dimensionen, Design und das Vorhandensein des Megalithengrabes bedenkt. Kenntnisse, welche aus einem religiösen Glauben herrühren könnten, da das Grab schließlich jemandem als letzte Wohnstätte gedacht war; jemand der eventuell ein Priester oder eine wichtige Person innerhalb der Organisation war, was die Existenz einer hierarchischen Struktur beweist.

Es ist sehr wahrscheinlich, dass die ersten Einwohner von der iberischen Halbinsel kamen, genauer gesagt von der Küste Valencias, bedenkt man die geographische Nähe und das man zum Beispiel an Schönwettertagen unsere Insel vom Montgó in Denia aus sehen kann oder zumindest damals konnte, da die Luft sauberer und der Himmel klarer war. In jedem Fall scheint dies anzuzeigen, dass dies die ersten Einwohner, die ersten Formenterenser waren.

Die geographische Lage Formenteras, auf halber Strecke zwischen Afrika und Europa, nahe der iberischen Halbinsel, neben einer Insel wie Ibiza, auf den Magreb sehend, dem Zwischenpunkt von Mittelmeer und Straße von Gibraltar, machen sie zur unumgänglichen Haltestelle marinärer

Expeditionen, sowohl für Händler, wie für Krieger, Piraten und Reisende, Zufluchtsort schiffsbrüchiger und flüchtiger, all diese aus verschiedenen Ländern, Kulturen, Sprachen und Religionen; fast alle haben im Laufe der Geschichte ihre Spuren hinterlassen.

Das Eindringen und die Eroberung, der Sieg einiger, die Niederlage anderer - Bevölkern, Entvölkern und Wiederbevölkern waren konstant in der Geschichte der Insel.

Bereits im 8 Jhd. v. Chr. kommen die Griechen auf die Pitiusen, obwohl sie es nie schafften, Fuß zu fassen.
Auf jeden Fall hatten sie Zeit unsere Inseln mit dem noch heute benutzten Namen: Pitiusai = Pinieninseln zu taufen. Formentera gaben sie einen viel diskutierten Namen: Ophiussa = Schlangeninsel, was einer langgehegten Legende, auf Formentera lebten alle möglichen Schlangenarten, welches menschliches Leben auf der Insel unmöglich machen, zuzuschreiben ist. Vielleicht hatten jene Griechen Angst vor unseren geliebten Eidechsen!

Ein anderes Volk waren die Phönizier, welche auf Ibiza eine unauslöschliche Spur hinterließen, aber Formentera trotzdem sie es beherrschten, bevölkerten sie nie. Vielleicht beeindruckte sie dermaßen die griechische Legende, dass sie sich nicht trauten, wer weiß.

Im Gegensatz dazu waren die Römer viel mutiger, denn sie bevölkerten Ophiussa, trotzdem sie die Legende kannten und nannten sie Columbraria, was das gleiche in Latein heißt. Sie ließen sich im 3 Jhd.n.Chr. nieder; aus dieser Zeit sind noch sehr wichtige Reste zu sehen, welches als Wichtigstes das Castellum Can Blai / Can Pins sind, römische Festungen großer Ausmaße und ebenso der Römerweg, am Anfang des Weges zur Mola gelegen, den damals die Leute zu Fuß und mit Ochsenkarren als einzigen Abstieg nutzten.

Ein weiteres Beispiel römischen Ursprungs ist der Ortsname Porto - Saler, welcher abzuleiten ist von Portus Salarius, einer Idee der kommerziellen Salzgewinnung seinerzeit entsprungen. Besonders erwähnenswert ist die Existenz eines Ortskerns, dem heutigen San Francisco.

Die römische Herrschaft Formenteras ist auf die Zeit Kaisers Dioclecianos zurückzuführen.
Die römische Zeit Formenteras wird mit dem Untergang des Imperiums beendet.
Vom Ende des römischen Reiches bis zur Ankunft des Islam ist die Geschichte Formenteras aufgrund fehlender Dokumente ungewiss.

Es ist klar, dass die anderen Inseln bewohnt waren, jedoch nicht Formentera, dass als Zufluchtstätte für Piraten und Schiffsbrüchige diente. Beim Untergang des römischen Reiches blieb Formentera für einige Zeit unbewohnt.

Die meiste Zeit war sie unter byzantinischer Herrschaft, jedoch nur rechtlich und schriftlich, da sie nach wie vor verlassen blieb.
Außer der römischen Herrschaft blieb die Insel Dank der verschiedenen Kämpfe, die auf dem Mittelmeer zwischen den einzelnen Völkern (Piraten, Krieger, Vandalen, Westgoten, Byzantiner, Nomaden, Berber etc.) stattfanden, ohne jeglichen Einfluss, da keiner dieser Völker je Fuß fassten.

Die Insel hatte bis zur Ankunft der Mohammedaner keine weiteren Bewohner.
Die Mohammedaner kamen im 8.Jhd.n.Chr. und da sie sich und Ihre Zivilisation auf der ganzen Welt ausbreiteten, ließen sie Formentera auch nicht aus.

Formentera geriet unter mohammedanische Herrschaft um 707, noch vor der iberischen Halbinsel.

Die Eroberung fand durch Abd allad ibn Musa, Sohn des Gouverneurs Ifrigiya Musa Nusayr statt. Es ging unblutig von statten, alldieweil der Konflikt diplomatischer Natur war und man sich darauf einigte, einen Friedensvertrag mit den Inselherren zu machen, welche versprachen eine Kapitalsteuer, der YIZIA zu zahlen, im Gegenzug die sozialwirtschaftlichen und religiösen Strukturen anzunehmen. 

Trotzdem, wie ich vielleicht schon vorher sagte, dürfte zu dem Zeitpunkt auf Formentera niemand gelebt haben. Gleich den restlichen Inseln stand es unter Führung des Kalifen von Damaskus.
Aber trotz der angenommenen Unterwerfung an die Mohammedaner, wurden die Inseln langsam von Christen bevölkert, welche von der Piraterie der Schiffe, die an den Balearen anlegten, lebten.

Seien sie Christen oder Mohammedaner, ausgeräubert wurden die anlegenden Schiffe unweigerlich.
Dies provozierte das militärische Eingreifen von Al-Andalus um 848 - 849, woraus man nicht die politische Integration an das Emirat Cordobas voraussetzen darf. Sein Interesse lag in der Übernahme der Inseln und des Mittelmeers. Im Jahr 903 sind die Inseln dann Teil des Al - Andalus geworden, nachdem sie von einem Trupp, der von Isam-al-Jawlan kommandiert wurde, erobert wurden.

1015 wurden die Inseln von Denia erobert, welches sich von Cordoba unabhängig gemacht hatte und nun von Muyahid ibn Ysuf ibn Ali regiert wurde.
Als Denia von Banu Hud, der Zaragoza bereits vereinnahmt hatte, erobert wurde, gelangten die Balearen von 1087 bis 1115 in Freiheit, welche jedoch nicht lange anhielt.

Nach verheerenden Attacken seitens der Katalanen, wurden die Inseln mit Leichtigkeit von den Almoraviden 1157 erobert und regiert von Mohammed ibn Ganiya und dessen Dynastie, die Banu Ganiya , welche 1187 von den Almohaden geschlagen wurden und die Balearen so in den Besitz des Kalifen von Marrakesch bis 1203 fallen.

Während 4 Jahrhunderten herrschten Mohammedaner, die unauswischbare Spuren hinterließen und für die darauffolgenden katalanen Eroberer, eine reichhaltige Kultur hinterließen. Die Katalanen weilten auf den Inseln während des 13 Jahrhunderts. Formentera wurde von ihnen jedoch nicht beherrscht, sondern blieb unter mohammedanischer Führung. Aus dieser Besatzungszeit sind noch wichtige Reste übrig geblieben, wie die Sitges De Moro, kleine ausgehöhlte Lagerstätten, die auf dem gleichen Grund, wo das Korn gesät wurde auch gelagert wurden.

Auch die nachfolgenden Bewohner nutzten diese Lagerstätten um Korn wie Hafer, Roggen und Weizen aufzubewahren. Diese Stätten werden besonders in Landstrichen mit vielen Kornfeldern vermutet, wobei wir die Region Es Pi Des Catala besonders hervorheben wollen. Genauso wurde eine mohammedanische Grabstätte in einer Zisterne gefunden: Aljub De Ne Rita Des Bosc aus dem Jahr 1014 mit arabischen Inschriften. - Derzeit findet man überall auf den Pitiusen arabische Kultstätten.

Im Jahr 1235 geschah etwas, dass die gesellschaftspolitische, religiöse kulturelle, und ökonomische Situation der Pitiusen ändern sollte; die Eroberung durch Katalunien.

Dies veränderte für immer die Geschichte Ibizas und Formenteras und legt zugleich deren heutige Sprache und Kultur fest. Die Gründe für die Eroberung durch die Katalanen sind verschiedene, sowohl strategische als auch wirtschaftliche und militärische. Ebenso, weil die Inseln voller Piraten waren, die unaufhörlich das Festland angriffen. Jedoch ist es auch möglich, dass die Katalanen aus purer Lust an der Expandierung, die Inseln eroberten. Eine angenommene ist die religiöse, die aber mehr als Vorwand abgetan werden kann.

Andere Faktoren, die man beachten muss, sind das starke politische und wirtschaftliche Wachstum der Bourgeoisie (des Grossbürgertums) in der katalanisch aragonesen Konföderation und deren Notwendigkeit das sich fortschreitend verbrauchende Kapital aus dem Lehnswesen zu überwinden.

Der wahre Grund ist, dass Koenig Jaime I , die Balearen und Pitiusen seins nennen wollte und zu diesem Zweck die Gelegenheit wahrnahm, als 2 Schiffe unter der Flagge Barcelonas von einem insulanen Geschwader gefangen genommen wurden, jegliche Beziehungen zu den Inseln abzubrechen und eine Offensive zu starten. Ein großes katalonisches Geschwader fuhr ab Salou und ging in Mallorca 1229 an Land und eroberte es am 31 Dezember des gleichen Jahres. Menorca wurde 1231 und die Pitiusen 1235 erobert.

Koenig Jaime I war an der Eroberung der Pitiusen sehr interessiert, was man an der Übergabeverpflichtung vom 29.02.1231 zugunsten von Pedro de Portugal und Nuño Sancho erkennt, welche besagt, dass sie bei Eroberung innerhalb von 2 Jahren Teile der Inseln zugesprochen bekämen und Jaime I somit Herrscher über die Inseln wird. Jedoch schafften Pedro de Portugal und Nuño dies nicht und verloren das zugesprochene Recht wieder. Letztendlich übergab der Koenig die Inseln Guillem von Montgri, einem ampurdanischen (Region in Katalonien) Adligen, Küster Geronas und Erzbischof Taragonas. Die Inbesitznahme der Inseln fand am 07.12.1234 statt.

Guillem de Montgri führte die Kampagne unterstützt von Pedro de Portugal und Nuño Sancho. Der Sieg über die Pitiusen erfolgte am 08.08.1235, ein Datum, das die neue Ära Formenteras und Ibizas anzeigte. Es begann eine neue Welt völlig different der Vergangenen. Durch die Eroberung wurde nicht nur die Nation geändert, sondern auch das, was man unter der occidentalen, sprich abendländlichen, westlichen und christlichen Welt im Gegensatz zu der orientalen vom Islam geprägten Welt, versteht.

Die Pitiusen wurden den Mohammedanern genommen und zu Europa eingegliedert, sowohl politisch als auch ethnisch.

Dies bemerkte man in allen Bereichen, seit dem Moment, wo sie von dem Glanz und dem Reichtum und Fortschritt ihrer vorangegangenen Kultur, zu der feudalistischen Kataloniens und Europas wechselten.
Die arabische Bevölkerung wurde von den Inseln vertrieben und ersetzt durch Katalane, deren Sprache, Kultur und Gewohnheiten Formentera geerbt hat.

Nach dem Krieg wurde Formentera in 4 "cuartones"= Viertel eingeteilt, welche den Adligen, die die Eroberung anführten, zugeteilt wurden: Guillem de Montgri, Nuño Sanchez und Pedro de Portugal. 

Guillerm de Montgri als Anführer erhielt 2 Viertel: Es Carnatge und La Mola; Nuño Sanchez bekam Portu Saler und Pedro de Portugal Es Cap. Später kaufte Montgri das Viertel von Sanchez und besaß somit drei Viertel der Insel. Die Salinen wurden nicht aufgeteilt, lediglich ihr Kapital entsprechend den verteilten Vierteln.

1246 trat Montgri seine drei Viertel an Berenguer Renart, welcher ihm möglicherweise beim Sieg geholfen hat, ab. 1244 verpflichtete sich Pedro de Portugal seinen Anteil an den Koenig abzugeben; 1256 stirbt Prinz Pedro und sein Viertel geht an den Koenig. Dieser vermacht es 1257 dem Kloster Santa Maria de Formentera des Ordens von San Agustin. 1258 erhalten die Agustiner drei Viertel des Viertels der Mola, wo sie seit der Inbesitznahme durch Berenguer bereits einige Zeit lebten.

1298 erhalten Berenguer de Castellterçol und Ramon de Vilella den Grundbesitz Berenguer Renarts als seine Erben. Nachdem die Insel unbevölkert blieb, wurden die Besitztümer nach königlichem Recht, ohne Rücksichtnahme auf das Erbrecht der Nachfolger, aufgeteilt.

Einige Jahre nach dem Sieg wurde Formentera von Neuem bevölkert und blieb es für einige Zeit. Der Beweis dafür ist die Kapelle "Sa Tanca Vella", welche aus dem 14 Jahrhundert ist und sich im heutigen San Francisco befindet. Es handelt sich hierbei um eine kleine christliche Begegnungsstätte, die die religiösen Notwendigkeiten der damaligen Bevölkerung befriedigen sollten.

Auf jeden Fall wurde die Insel 1235 nicht bevölkert, wie das Schriftstück der Inbesitznahme, zugeteilt im Jahr 1246 durch Guillem de Montgri an Berenguer Renart, zeigt und wo steht: " Ihr müsst die sogenannte Insel Formentera wie vereinbart bevölkern." Also musste die Insel in der 2. Hälfte des 13 Jahrhunderts bewohnt werden, wie es scheint.

Sicher ist auch, dass kurz nach Inbesitznahme durch Berenguer Renart 1246 einige Mönche des Agustinerordens sich auf der Mola niederließen und 1258 Land bekamen. Die Einsiedler bauten ein Kloster, wo sie wohnten und die Felder bearbeiteten. Sie blieben von der Hälfte des 13 Jahrhunderts an, bis Ende des 14 Jahrhunderts Anfang des 15 Jahrhunderts, wo die Insel sich entvölkerte.

Wie sagte der berühmte Juan Mari Cardona, der das erste Buch über Formentera schrieb: "Außerhalb des Klosters war die Stabilität der Bevölkerung sehr schwach", wie das Fehlen eines eigenen Friedhofes verdeutlicht, als auch die Größe der Kapelle, aber es ist sicher, dass eine Bevölkerung existierte, wenigstens bis Ende des 14. Jahrhunderts, wo die schwarze Pest das Volk zwang nach Ibiza zu wechseln und Formentera unbevölkert zu hinterlassen.

Unbevölkert heißt nicht öde, denn trotzdem keine feste Bevölkerung da war, so kamen doch die Ibizenkos um Holz zu holen, zu jagen und sich vor Piratenangriffen schützen, die aus dem Süden von Migjorn her kamen.

Dies gab türkischen Piraten die Möglichkeit auf Formentera eine Basis aufzubauen, um von hieraus Ibiza und die anderen Inseln bis hin zum Festland anzugreifen. Diese Tatsache ließ Formentera zur Feindinsel werden, von wo aus die Gefahr drohte; Formentera war somit wie eine Verlängerung des Magreb.

Die Ibizenkos besuchten die Insel dennoch weiterhin und nahmen ab und zu eine Geisel, welche meist Schiffsbrüchige und Piraten in kleiner Anzahl waren, die auf die Insel kamen.

Diese Situation dauerte bis 1695 an, als Marc Ferrer einen königlichen Erlass erhielt, die Inseln wieder zu bevölkern, was er zwischen 1696 - 1697 auch tat und somit 2 Sachen erreichte: Die Leute, die es brauchten, gab er die Möglichkeit einen Ausweg zu finden und sich eine Zukunft aufzubauen. Damit erreichte er, dass sich eine feste Bevölkerung aufbaute und Piraten fern gehalten wurden. Dadurch verminderten sich die Angriffe der Piraten auf die anderen Inseln und das Festland gewaltig.

Auf jeden Fall blieb Formentera den Piraten als Zufluchtsort, was die Bevölkerung leiden ließ und also dem Ruf einer wilden Insel standhielt.

Um die Insel vor weiteren Angriffen zu verteidigen, bauten sie Wehrtürme an strategischen Punkten der Küste.
Diese Türme gibt es heute noch: Sa Guardiola auf Espalmador, Sa Gavina, Sa Punta Prima Es Cap De Berberia und Es Pi Des Catalá auf Formentera.
Es gibt jedoch eine Bevölkerung vor Marc Ferrer: SA Torreta De S´Espalmador als Beweis aus dem 13. Jahrhundert, Anfang 14.Jahrhundert von der aber fast nichts mehr über ist. Auf Espardell findet man Reste eines Turms, der möglicherweise arabischer Herkunft ist. Auf der Mola gibt es 2 Wehrtürme mehr, jedoch aus dem 20. Jahrhundert.

Die Wehrkirche San Franciscos, der Hauptstadt, in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts erbaut erfüllte 2 Funktionen, die überaus religiöse und die abwehrende. Somit war sie Zentrum der Abwehr und Unterschlupf für die Einwohner.

Trotz der Wiederbevölkerung fuhren die Piraten fort die Insel zu attackieren, was zuzüglich der schweren Lebensumstände das Leben umständlich machten; diese Begebenheit ist noch derzeit in den Köpfen der Insulaner, die auf die einfallenden Piraten aus dem Magreb, den "Moros", sowohl Gedichte als auch Lieder schrieben.

Dank Marc Ferrers und der Hilfe seines Schwiegersohnes Toni Blanc, siedelte sich eine feste Bevölkerung seitdem an, aus deren Nachkommen die Wurzeln der heutigen Formenterenser bestehen. Außerdem kamen andernorts Menschen zum Wohnen nach Formentera.

Die neuen Einwohner brachten die Insel im schweiße ihres Angesichts nach oben um zu überleben. Dies geschah 1696.

Im Jahre 1715 brach der Krieg der spanischen Erbfolge aus. Es trafen der Erzherzog Karl von Österreich und Felipe d’Anjou, welcher zur borbonischen Dynastie gehörte, aufeinander. Beide erhielten von diversen Ländern Rückendeckung und somit in den Krieg einbezogen wurden. Dadurch waren noch viele Jahre die katalanen Länder im Krieg, was seit dem Krieg "dels Segadors" (1640 - 51) nicht mehr stattfand.

Felipe d`Anjou rechnete mit der Rückendeckung Kastiliens, um sich andere Orte und Dörfer Untertan zu machen und sie unter seiner Flagge zu führen. Andalusien und Aragon kämpften an der Seite der katalanen Länder, die Felipe d´Anjou und Kastilien zu erobern. 1707 wurden die katalanen Länder überfallen.

Valencia fiel am 25 April 1707 in der Schlacht zu Almansa.
Katalonien fiel am 11. September 1714 durch die Niederlage Barcelonas.
Die Inseln hielten ein Jahr länger aus, wurden aber schließlich von dem einfallenden Heer geschlagen, welches von der See aus unterstützt wurde.

Somit wurde die Souveränität des katalanen Volkes beendet, welche eine unabhängige Nation seit dem 10. Jahrhundert dargestellt hatte. Das heißt mehr als 700 Jahre Unabhängigkeit und ein eigenes politisches Leben, welches auf den Pitiusen von der Universität Barcelonas repräsentiert wurde. Sie war auf Formentera und Ibiza so etwas wie ein eigener Staat von 1235 bis 1715, die Etappe in der sie zur katalan - aragonesen Krone gehörte.

Als der Krieg zu Ende war, gingen die Formenterenser ihren alltäglichen Aufgaben wieder nach, welche immer die Gleichen waren und sich in einem Wort zusammenfassen lassen: Überleben; das Leben ging ein wenig schleppender und armseliger weiter als vorher, da sie obendrein einen Krieg verloren hatten.

Formentera lebte isoliert, jedoch nicht nur von Ibiza, sondern vom gesamten Rest der Welt. Der amerikanische Unabhängigkeitskrieg, die französische Revolution etc., blieben weit weg von ihnen, wenn sie es überhaupt je erfahren haben, da die Formenterenser ihr Leben auf ihre Insel beschränkten. Diese Isolation war sowohl ein Hindernis als auch ein Vorteil, da sie so nichts von den Kriegen auf dem Kontinent mitbekamen.

Ohne weit herzuholen, kann man sagen, dass dieses Inselleben sie vor der Invasion durch Napoleon rettete. 1808 überfiel Napoleon Spanien, kam jedoch nicht bis zu den Inseln, da seine Schiffsflotte nicht ausreichte und niedergemacht wurde.

Ein Zusammentreffen mit den Franzosen gab es jedoch. Im Mai 1813 beobachteten die Wächter des Wehrturms "Es pi des Catalá" am Migjorn im Süden der Insel, unter der Führung von Carlos Tur, einige ankommende Franzosen. Diese verfolgten einige Engländer, welche bereits an Land waren. Tur und seine Leute sprangen direkt ein und halfen den Engländern die Franzosen zu vertreiben und nahmen dabei eine Geisel. Das war die einzige Kriegsepisode, die auf Formentera stattfand.

Während des 19. Jahrhunderts erhöhte sich die Bevölkerungszahl nur wenig. Die Mehrheit beschäftigte sich mit der Agrikultur, dem Fischfang und der Salzgewinnung.

Die Salzgewinnung führt noch in die Zeit der Römer zurück: "Portus Salarius",der Salzhafen; die Gewinnung fand bis vor wenigen Jahren noch statt und die Anlage kann heute noch besichtigt werden. Damals wurden große Mengen in die ganze Welt exportiert.

Salz zu gewinnen ist eine harte und aufopfernde Arbeit, vor allen Dingen unter der gleißenden Sonne des Sommers, war es doch die einzige Einnahmequelle der meisten Formenterenser Familien über Jahre hinweg. Die Salinen gehörten zur "Salinera Española S.A.", trotzdem sie bis 1715 öffentliches Eigentum waren, dann aber von Felipe d´Anjou privatisiert wurden.

Das Leben der Formenterenser war hart. Viele, die meisten von ihnen Jugendliche oder fast noch Kinder, mussten weit von zuhause weg gehen, um sich eine eigene Existenz aufzubauen und so die Familien von einer Last zu befreien und sie finanziell zu unterstützen.

Meist war ihr Ziel Südamerika, Kuba, Uruguay und Argentinien, manchmal die USA oder andere Länder.Die Auswanderbewegung der Formenterenser begann in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts und dauerte bis in die sechziger Jahre an.

Andere wiederum wanderten gezwungenermaßen aus, bedingt durch die Unabhängigkeitskriege der südamerikanischen Länder. Einige Formenterenser wurden nach Peru geschickt, um dort gegen die Freiheitskämpfer zu kämpfen, die im Unabhängigkeitskrieg jenes Landes (1820 - 1824) von Bolivar und Sucre angeführt wurden. Dies wiederholte sich im Krieg von Kuba, wo einige Formenterenser im Jahre 1895 hingeschickt wurden, um dort gegen die Freiheitskämpfer der Insel zu kämpfen, die von José Martí angeführt und von den USA unterstützt wurden. Ungefähr 20 Formenterenser nahmen an der berühmten Schlacht von El Caney, in Santiago de Cuba teil, wo die Nordamerikaner 1896 die Streitkräfte des spanischen Heeres, welches von dem Ibizenker Joaquin Vara de Rey angeführt wurde, besiegten.

Einige von den vielen Auswanderern kehrten nach Formentera zurück, andere blieben für immer und gründeten ihre Familien.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatte Formentera sich im Vergleich zum vorangegangenen nicht wesentlich verändert. Der grossteil ging den gleichen Tätigkeiten nach, wie schon hundert Jahre zuvor und, obwohl die Lebensbedingungen weniger hart sein sollten, blieben sie es dennoch.

Im Jahre 1913 wurde die 2.Republik gegründet und eine Versuchsperiode der Demokratie begann. Wahlen fanden statt in den Jahren 1931, 1933 und 1936.

1931 fanden Gemeindewahlen und allgemeine Wahlen statt; nach den Gemeindewahlen setzte sich der Gemeinderat Formenteras wie folgt zusammen: 5 Republikaner, 4 Liberale und 3 Konservative. Bei den allgemeinen Wahlen überzeugten auf Formentera die Linken mit 75% der Stimmen, während auf Ibiza die Rechten mit großer Mehrheit siegten.

Auf Formentera hatten auch Anarchistengruppen Wurzeln geschlagen, die sich bereits vor der Diktatur des Primo de Rivera formiert hatten. Nicht zu vergessen ist auch, dass das erste anarchistische Zentrum in Südamerika von einem Formenterenser gegründet wurde.

1933 entschieden die Anarchisten in einer orthodoxen Auslegung ihrer Ideen nicht wählen zu gehen und das ermöglichte den Triumph der Rechten mit 49% der Stimmen im Gegensatz zu 41.2% der Stimmen für die Linken. 1936 präsentierten sich die Rechten in einer Koalition. Die Linken reagierten in dem sie die "frente popular", die Volksfront gründeten. Auf Formentera gewannen die Linken, wie schon im Jahre 1931, aber diesmal zusammengefasst als "frente popular". Der Sieg der" frente popular" war mehrheitlich im ganzen Staat und verursachte heftige Reaktionen seitens der Bürger, der Aristrokraten, der Kirche und der Armee: am 18 Juli 1936 rebellierte das Militär gegen die demokratische Regierung der Republik.

Dieser Aufstand wurde ins Leben gerufen und finanziert von baskischen und katalanischen Industriellen, Bankiers aus dem Baskenland und Madrid, sowie Großgrundbesitzern aus Andalusien und Extremadura. Angeführt wurden die Rebellen von General Franco. Was zunächst ein Putsch sein sollte, entwickelte sich zum Bürgerkrieg; eine Folge der Aufruhr der Bürger gegen die Putschisten und der Zivilzusammenstösse, die zwischen den unterschiedlichen Parteianhängern stattfinden.

Der Krieg endete 1939 mit dem Sieg der Faschisten. Auf Ibiza und Formentera dauerte der Krieg jedoch nicht 3 Jahre, sondern nur 5 Wochen. Auf Ibiza rebellierte das Militär, übernahm die Kontrolle und schickte Truppen nach Formentera.

Am 1. August 1939 erbaten die Republikaner Hilfe. Lluis Companys und Juan Casanoves unterschrieben ein Dokument, dass den Kapitän Alberto Bayo zum Abgeordneten der Regierung und der "generalidad", des Regierungsbezirks der Balearen ernannte.

Ein Feldzug, finanziert durch die "generalidad" und dem Komitee der antifaschistischen Miliz, startete in Richtung Pitiusen. Er setzte sich zusammen aus Milizangehörigen der PSUC, einem Hundert an kommunistischen Aktivisten, Ausländern, Aktivisten des "estat catalá" CNT, "esquerra catalana" FAI, UGT, JSU, und POUM.

Sie starteten in Valencia und kamen am 7. August auf Formentera an, wo sie auf wenig Widerstand stießen: ein Pfarrer, der erschossen wurde, ein Unteroffizier der Guardia Civil und einige bewaffnete Individuen. Der Grossteil der Bevölkerung empfing sie mit Jubel und Zufriedenheit. Ibiza wurde am 8. August, am Tag der katalanischen Eroberung von 1235, besetzt.

Danach kehrte Kapitän Uribarry, der Bayo begleitet hatte, nach Valencia zurück, während Bayo sich nach Mahon begab, von wo aus er weiter nach Mallorca wollte.

Am 12. August bombardierten italienische Kampfflugzeuge, im Dienste der Faschisten, Ibiza. Viele Menschen wurden per Schiff evakuiert. Ebenso mussten auch die wenigen Milizangehörigen fliehen, die nach Bayos Weiterzug nach Mahon zurückgeblieben waren. Diejenigen, die blieben, leisteten wenig Widerstand, starben im Kampf oder wurden erschossen.

Die faschistischen Streitkräfte wurden von einem Italiener angeführt; dem Mayor Rossi, eine finstere Gestalt, die sich der Jagd und Festnahme von allem, was ihm "rot" erschien, widmete. Auf die gleiche Weise schulte er einige Einheimische zur Ausrottung der Roten. Auf Formentera wurde ein Konzentrationslager errichtet, wo 1400 Menschen gefangen gehalten wurden, von denen die meisten an Hunger starben. Jenes KZ stand in der Nähe von La Savina und dessen Reste sind bis heute noch erhalten.

Der Krieg war außergewöhnlich hart und grausam. Besonders von dem Augenblick an, als eine Zivilkonfrontation verursacht wurde: Bruder gegen Bruder, Nachbar gegen Nachbar. Möglicherweise sind es gerade die kleinsten Orte, wie Formentera, wo der Krieg seine schlimmsten Spuren hinterließ. Da sich nämlich der strikt ideologische Kampf mit der persönlichen Rache mischte und so Dispute um normale Probleme, die längst vergessen geglaubt waren, in der Straflosigkeit des Krieges wiederauflebten und die Ideologie an die zweite Stelle rückte.

Dies bewirkte eine wahre Tragödie in der Bevölkerung, die wie immer am meisten unter dem Konflikt litt und verlor.
Nachdem der Krieg endlich beendet war, folgte die Verfolgung aller derjenigen, die mit der Verliererpartei sympathisiert hatten. Viele Formenterenser flohen, um sich so vor dem Gefängnis oder der "Wand", also dem Tod durch erschießen, zu retten.

Dem Krieg folgten 40 Jahre Diktatur unter dem Mandat General Francos. Die Ausdrucksfreiheit wurde unterdrückt, die Arbeitsrechte wurden dem Arbeitgeber überlassen. Alles Autonome wurde stillgelegt und all jene unterschiedlichen Sprachen und Kulturen, von denen es das Regime forderte, wurden verboten und zum Verschwinden verurteilt.

Das Volk musste nach Kriegsende sein Leben fortsetzten und es kam zu großen Veränderungen im Familien- und Gesellschaftsleben.

Die Anfänge des Tourismus
In den sechziger Jahren bekam Formentera neue und zahlreiche Besucher, die in den Augen der Einheimischen Außerirdischen glichen. Ihr Kleidungsstil, die langen Haare, die unbekannte Sprache und das eigentümliche Verhalten. Es kamen "els peluts", die Haarigen, also die Hippies.

Trotz des Kontrastes und des kulturellen Einschlags, die die Ankunft der Hippies mit sich brachte, war das Zusammenleben mit ihnen friedlich, die Relationen waren höflich und sowohl für den Einen, als auch für den Anderen, bedeutete es eine bereichernde Erfahrung. Abgesehen von den Hippies kamen auch Touristen aller Klassen, Schichten und Nationalitäten.

Dies verursachte einen radikalen Wechsel in der sozioökonomischen Struktur der Insel, der allgemein als Tourismusboom bezeichnet wird.
Es entstanden Hotels, Bars, Restaurants und viele Leute kamen vom Festland, um in dem neuen Sektor Arbeit zu finden und sich eine Zukunft auf der Insel aufzubauen.

Der Tourismus ersetzte schließlich die Landwirtschaft als wirtschaftliche Grundlage und Mittel zum Lebenserhalt der Insel. Heute ist Formentera eine blühende Gemeinde, die Dank moderner Technologien einen großen Teil ihrer Isoliertheit verloren hat, aber trotzdem nicht der Verstädtung und Zerstörung der Umgebung erlegen ist, und die anderen Gegenden praktisch zum Schatten dessen machen, was sie einmal gewesen sind.

Formentera, mit ihrem glasklaren Wasser, ihrer Natur und ihren einfachen, gastfreundlichen Menschen lädt zu einem erholsamen Aufenthalt in abgeschiedener Ruhe und Umgebung ein, ist aber gleichzeitig nah der restlichen Welt.

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Epilog:
So ist die Vergangenheit der Insel nahezu vollständig Dokumentiert, die Zukunft indes liegt in unseren Händen. Jeder noch so kleine Eingriff verändert das Erscheinungsbild der Insel. Daher möchte ich diese Seite mit den Worten enden, welche am Hafen auf einem Schild geschrieben stehen und auch Astrid Raderschatt in ihrem Buch so trefflich verwendet.
 

>>> Formentera ist zerbrechlich, bitte zerstören sie die Insel nicht. <<<

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